Italienreise - Liebe inbegriffen by Noack Barbara

Italienreise - Liebe inbegriffen by Noack Barbara

Autor:Noack, Barbara [Noack, Barbara]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


17. Kapitel

Sorgen

Neapel sehen und sterben! Dieser klassische Ausruf ist Jou seit der Schulzeit bekannt und hat den gleichen Eindruck auf sie gemacht wie eine recht unwahrscheinliche biblische Begebenheit, wonach Lots Weib zur Salzsäule erstarrte, als sie sich nach dem brennenden Sodom umsah.

Jou konnte sich nie entschließen, was sie unangenehmer fand: sich nach Sodom umgucken und Salzsäure werden oder Neapel sehen und sterben.

Inzwischen hat sie von Florian erfahren, daß das Zitat «Vedi Napoli e poi muori!» als überschwengliche Liebeserklärung aufzufassen ist, die sich weniger auf die Stadt als auf den herrlichen Golf bezieht. Denn Neapel selbst...

Sie steht gerade auf dem fußbreiten Balkon ihres Hotelzimmers im tiefsten Mittendrin der Stadt und hat das Gefühl, sich auf einer tollwütigen Kirmes zu befinden. Ein Händler brüllt den anderen nieder, Frauen kreischen, junge Hunde quietschen unter mutwilligen Fußtritten, Kinder johlen, mindestens drei Personen zanken sich immer, es klingt jedenfalls so, und in jedem Hause prüft ein Caruso seine Stimme auf ihre Lautstärke hin. Die schmale Gasse unter ihrem Fenster ist gleichzeitig Waschküche, Kneipe, Ausguß, Warenhaus, Schlafstube, Mülleimer — und manchmal weiten sich Jous Augen vor blankem Staunen, ehe sie rasch weggucken.

«Ist dieses Neapel nicht einmalig?» fragt Florian vom Balkon schräg über ihr.

«Einmalig schon», sagt sie gedehnt und dann: «Herr Florian, meine Mannen sind noch immer nicht eingetroffen. Ich habe so Angst, daß etwas passiert sein könnte. Sie müßten seit vier Stunden hier sein!»

«Machen Sie sich keine Sorgen», sagt er leichthin. «Sie werden eine Panne haben. Spätestens morgen früh stürmen sie Neapel.»

Während Florian also auf Jous helles, sorgenvolles Haupt hinabtröstet, stehen die Vermißten am Hafen und starren in dumpfer Ratlosigkeit vor sich hin. Erwin mauzt vor Hunger, Giselher jammert um seine Koffer, und Hans sorgt sich über die Sorgen, die sich Jou bestimmt um sie machen wird.

Ein Händler pirscht sich an die verlorenen drei heran, wickelt ein Gebiß aus schmuddligem Seidenpapier, und es kostet Hans einen wütenden Wortschwall, den Mann davon zu überzeugen, daß er mit seinen eigenen Zähnen noch recht zufrieden sei.

«Fah’n wir zum fünftenmal die Stadt ab, Schwager. Vielleicht finden wir irgendwo den blauen Bus.»

Fichte stöhnt. Er hat noch immer nicht ergründen können, nach welchem tollkühnen System in Neapel Auto gefahren wird, aber eins hat er gelernt: diejenigen, die wie aufgescheuchte Hühner zentimeternah an kreischend stoppenden Kühlern vorbei über die Dämme flattern, das sind Touristen. Ähnlich, wenn auch nur im Herzen flatternd, gebärdet er sich an Herzliebs Steuer in den Straßen, und er mag nicht mehr fahren, aber was soll er machen?

Seufzend steigt er in den Wagen, zur gleichen Zeit, da der bereits bekannte rote Buick weichfedernd ins Hafengelände einbiegt. Die Amerikanerin steigt aus, spricht mit einem Hafenbeamten, schaut sich suchend nach einem Träger um, und Fichte greift vorsichtshalber nach Giselhers Arm.

«Hier bleibst du», sagt er streng, «sonst engagiert sie uns als Kofferträger. Ist ja bereits an unsere ungewöhnliche Großmut gewöhnt.»

Die Frau schließt den Wagen ab (sie ist wirklich sehr apart), ein Träger lädt ihr Gepäck auf, sie verlassen den Parkplatz, und da hält es Giselher nicht länger. «Muscha woll fragen, wie ihr das Benzin gefallen hat.



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